Teil 6.1 - Desinformationskampagne IIa

Der Ablauf in der ARS laut Schattauer.




Im Folgenden soll versucht werden, den Ablauf der Ereignisse in der Albertville-Realschule nachzuvollziehen. Hierbei sollen allein die Angaben von Schattauer herangezogen werden (von einigen Ausnahmen abgesehen), welche der derzeit aktuellen Polizeiversion entsprechen. Aus diesem Grund werden die im Buch verstreuten Berichte zusammengefügt und in die richtige chronologische Reihenfolge gesetzt.

Wir setzen also Tim Kretschmer als Täter voraus, ebenso die Teile, die er bei sich getragen haben soll: die Beretta 92FS seines Vaters, 285 Patronen dreier Munitionssorten, ein großes Jagdmesser mit Lederscheide. Ebenso gehen wir von den zwei Magazinen aus, welche die Polizei nennt bzw. vorgefunden haben will. Das heißt: ein Magazin in der Waffe, das andere als „Reservemagazin“.

Außerdem möchten wir noch erwähnen, dass Jörg Kretschmer der Polizei gegenüber angegeben hat, dass in seinem Schlafzimmer das nahe der Waffe deponierte Magazin mit 10 (statt der 15 möglichen) Patronen befüllt gewesen sei. Laut Polizei kann Tim die Pistole nur am Morgen des 11. März 2009 an sich genommen haben und nicht eher – „höchstwahrscheinlich.“ Bei dem Magazin bzw. den beiden Magazinen scheint es weniger klar zu sein.

Ferner könnten wir annehmen, dass das Magazin mit den 10 Patronen auf 15 aufgefüllt worden ist. Wir wissen es aber nicht, da unsere Annahme nur auf einer durchschnittlichen Intelligenz des Täters, auf einer gewissenhaften Überprüfung der Utensilien und seinem mörderischen Vorhaben beruht. Allerdings scheint dies nicht der Fall gewesen zu sein, wie erneut dargestellt werden wird. Was das Reservemagazin anbelangt, so müssen wir davon ausgehen, dass es mit den vorgesehenen 15 Patronen bestückt gewesen ist.



Wir beginnen unsere Geschichte mit dem Zeitpunkt, als Tim K. die Albertville-Realschule in Winnenden erreicht haben soll. Ab etwa 9.15/9.20 Uhr soll er die Schule durch einen Nebeneingang im Untergeschoß betreten und dort sofort die Jungentoilette aufgesucht haben.
Dort habe er den Rucksack geöffnet und die benötigten Sachen herausgenommen. Das war die Pistole, das war das große Jagdmesser, welches er trotz der Länge von 29 cm (plus Lederscheide) in seiner Gesäßtasche verstaut haben soll, und es war die Munition im Umfang von 285 Patronen, soweit sich diese nicht in den beiden Magazinen befand (maximal 30 Stück). 90 Patronen sollen von dem tschechischen Hersteller S&B stammen, während die Herkunft von 121 Exemplaren einer bestimmten Munitionssorte nicht genannt wird. Die 74 Patronen des Herstellers MAGTECH sollen sich in einer angebrochenen Schachtel befunden haben, alle übrigen Patronen (285 minus 30 minus 74) lose im Rucksack, also 181 Stück. Diese losen Patronen habe sich Tim Kretschmer ebenso lose in seine Jackentaschen gestopft.

Etwas darauf, als er die Haupttreppe über das Erd- ins Obergeschoß hinauf benutzt haben soll, wäre er von einer Schülerin gesehen worden. Von hinten übrigens. Dies sei um 9.30 Uhr gewesen.

„Die Tür geht auf. Er macht einen Schritt nach vorn. Im Türrahmen bleibt er stehen. Die Schüler der 9c sprechen gerade über Gewalt im Fernsehen und bei Computerspielen. Sie sitzen mit dem Rücken zu ihm. Einige drehen sich um. Sie kennen den Jungen, manche mit Namen. Tim hebt wortlos den Arm mit der Waffe in der Hand. Mit starrem Gesichtsausdruck, ohne Gefühlsregung, beginnt er zu schießen. Er schießt nicht hektisch, eher kontinuierlich und gezielt. Die Lehrerin, die den Ernst der Situation nicht realisiert, stört der Krach. Sie nimmt an, der Junge macht einen Scherz mit Platzpatronen. Sie will ihn zur Rede stellen…

Die ersten Schüsse treffen zwei Schülerinnen, die direkt an der Tür sitzen. Sie sind sofort tot. Dann schwenkt er den Arm leicht nach links. Er trifft den Kopf einer Schülerin, die später im Krankenhaus ihren Verletzungen erliegt. Mehrere Kinder verwundet er. Alles geht sehr schnell. Keine halbe Minute ist seit seinem Eintreffen vergangen, zehn Schüsse hat er abgegeben. Er dreht sich um und macht die Tür zu. Die Deutschlehrerin schließt von innen ab. Zwei Schüler öffnen in Panik ein Fenster und springen aus dem Klassenzimmer.“


Das Resultat in einem anderen Kapitel:

„Eine Schülerin sitzt auf ihrem Stuhl in der letzten Bankreihe, direkt an der Wand. Ihr Oberkörper ist nach vorn gebeugt, der Kopf liegt auf dem Tisch. Ihr Rücken weist zwei Einschüsse auf, der linke Oberarm einen. An sie gelehnt, halb zu Boden gesunken, mit zwei Löchern im Rücken, ihre Banknachbarin…
Das dritte Mädchen liegt unter einer Bank der mittleren Tischreihe. Sie atmet. Ihr Herz schlägt. Hinter dem rechten Ohr tritt Blut aus…“


Wiederum an anderer Stelle wird von den Verletzten aus der 9c berichtet. Da ist erst einmal jene Schülerin (Selina), die am Hals getroffen wird. Ein Splitter. Und da ist der Junge (Patrick), der am Bauch und am Gesicht getroffen wird. Es wird außerdem eine Schülerin erwähnt, die verwundet am Boden kauert. Und eine andere Schülerin soll es am Arm „erwischt“ haben.

Wir wissen nicht, ob es ein Geschoss gab, welches zwei Schüler auf einmal verletzt hatte. Wenn nicht, so haben wir den außergewöhnlichen Umstand vor uns liegen, dass der Täter mit zehn Schüssen tatsächlich hat 10 „Treffer“ anbringen können.

Der Täter hat hier außerdem 10 Schuss von jenem Munitionstyp abgefeuert, welcher nicht genannt wird. Sollte es sich um jenes Magazin gehandelt haben, welches laut Jörg Kretschmer nur mit 10 Patronen bestückt gewesen sein soll, so kann dieses zuvor nur mit eben dieser Munition auf 15 Stück aufgefüllt worden sein oder gar nicht. Es schließt jeden anderen Munitionstyp aus, weil dieser zuerst verschossen und somit nachweisbar gewesen wäre.
Somit ist es unabdingbar, dass hier ein Magazinwechsel bei der Tatwaffe stattgefunden haben muss. Denn bei den folgenden Ereignissen wurde laut Schattauer bzw. dessen Polizeiquelle die tschechische S&B-Munition verwendet.
Die Frage lautet aber, ob der Täter nach dem Magazinwechsel hier schon damit begonnen hatte, dass zuvor verwendete Magazin mit den einzelnen Patronen aufzufüllen. Und: hatte er diese Zeit?

Laut Polizei soll der erste Notruf um 9.33 Uhr und 57 Sekunden eingegangen sein. Abgesetzt hatte ihn ein Schüler (Steffen Seiler) aus der 9c. Dieser habe aufgeregt mitgeteilt, dass ein Mann in die Schule gekommen sei und mit einer Pistole geschossen habe.
In den Tagen nach dem Massaker berichteten verschiedene Medien, dass Steffen Seiler den vermeintlichen Täter, Tim Kretschmer, gekannt habe, weil sie im selben Ort wohnen würden, und auch von den Busfahrten zur Schule her. Wie hier deutlich wird, berichtete der Schüler beim Notruf von einem „Mann“ . Es gibt ansonsten auch keinen einzigen Hinweis, dass er es gewesen war, der den Täter als Tim Kretschmer identifizierte. Wer nennt eine Person, die er gekannt haben soll, einen „Mann“???


Zu diesem Zeitpunkt kam es draußen auf dem Flur zu folgendem Ereignis:

„Der Lärm der Schüsse schreckt eine Lehrerin auf, die im Raum 311 eine siebte Klasse in Biologie unterrichtet. Es hört sich an, als schlage jemand einen Hammer auf Metall. In schneller Folge, ohne Pause. Der Hausmeister muss verrückt sein, während des Unterrichts so laute Arbeiten zu verrichten, denkt sie… Die Lehrerin geht auf den Flur. Sie biegt um die Ecke. Da steht er. Wie ein Polizist auf dem Schießstand sieht er aus. Beide Arme ausgestreckt und mittig vor dem Körper. Seine Pistole richtet er auf sie. Für einen Moment fühlt sich die 37 Jahre alte Frau wie gelähmt. Sie schaut ihn an. Er wirkt ganz ruhig, kalt und konzentriert. Sein Gesicht ist ausdruckslos. Er sagt nichts. Er drückt ab. Blitzschnell dreht sich die Lehrerin nach links, biegt den Oberkörper zur Seite, so, als weiche sie einem Ball aus. Sie ist sportlich. Sie rettet sich ins Klassenzimmer und spürt einen brennenden Schmerz am Rücken. Sie zieht ihren Pullover nach oben, verrenkt ihren Hals, kann kein Blut erkennen, nur kleine rote Flecken auf der Haut…

Tim hat die Lehrerin mit zwei Schüssen knapp verfehlt. Ein Projektil zischt in einen Fensterrahmen. Das zweite schlägt in der Wand nahe der Toilette ein. Durch den aufgewirbelten Betonstaub löst ein Rauchmelder um 9.34 Uhr Alarm aus.“


Der 47-jährige Hausmeister hört zwei oder drei Knallgeräusche in seinem Büro. Er denkt an Schüler, die eine Tür kaputtschlagen und verlässt sein Büro. Der Täter soll zu dieser Zeit, unmittelbar nach dem Auslösen des Feueralarms, zwei Schüsse durch das Glas des Atriums in Richtung Erdgeschoß abgegeben haben. Möglicherweise in Richtung des Hausmeisters, doch schien dies nicht 100%ig feststellbar gewesen. Der Hausmeister jedenfalls schien es nicht realisiert zu haben, denn:

„Beim Verlassen seines Zimmers kommt er an der elektronischen Meldeanlage vorbei. Sie zeigt an: „FSA bei WC OG“, Feueralarm bei den Toiletten im Obergeschoß. Der Hausmeister rennt heraus, kann aber kein Feuer entdecken. Vielleicht ein Fehlalarm. Wenn jetzt die Feuerwehr anrückt, fürchtet der Mann, kommen auf die Schule hohe Kosten zu. Er rennt zurück ins Büro und stellt den Alarm ab.“

Wie bereits in der Analyse des Schattauer-Textes besprochen, haben wir eine vollkommen unverständliche Szene vor uns.
Von einem akustischen Signal ist nicht die Rede, stattdessen wird beschrieben, wie der Hausmeister die elektronische Meldeanlage und deren Anzeige „gesehen“ hat. Es ist aber unmöglich, dass bei einem Feueralarm kein akustisches Signal ausgelöst wurde. Dass es einen nervig-lauten Ton gegeben haben muss, wird indirekt deutlich, weil der Hausmeister die Schüsse gar nicht wahrnimmt, die oben durch das Glas des Atriums in seine Richtung abgegeben werden.
Dann kommt es zu einem glatten Fehlverhalten des Hausmeisters, der nur glaubt, dass es nicht brennt, weil er oberflächlich nichts sieht, sich allerdings nicht vergewissert. Er stellt den Alarm ab und soll angeblich gedacht haben, dass nun die Feuerwehr nicht kommt, was kompletter Unsinn ist. Die ist nämlich bei jedem Alarm verpflichtet, anzurücken und sich persönlich von der Lage zu überzeugen.
Und schließlich gibt es noch den merkwürdigen Umstand, dass dieser Feueralarm keine Reaktionen in den dortigen Schulklassen auslöste. Normalerweise hätte die Evakuierung vorbereitet werden müssen. Und hätten nicht wenigstens die Lehrkräfte einmal vor die Tür schauen müssen? Warum geschah dies offensichtlich nicht?

9.34 Uhr soll es gewesen sein, als die Lehrerin der Klasse 9c, Frau Braun, die Schulleiterin, Frau Astrid Hahn, in deren Büro im Erdgeschoß angerufen hat.
Just zu dieser Zeit sollen oben im Flur zwei Schüsse gefallen und der Feueralarm ausgelöst worden sein, in dem möglicherweise die beiden folgenden Schüsse untergegangen sind. Doch weder Schüsse noch der Feueralarm werden hier in der Wahrnehmung der Rektorin erwähnt.
Die Schulleiterin telefoniert mit einem Mitarbeiter des Regierungspräsidiums und wird anschließend von einem Schüler angerufen. Die Tür zum Sekretariat wird verschlossen. Zu diesem Zeitpunkt muss es wenigstens 9.35 oder sogar 9.36 Uhr gewesen sein.
Der Hausmeister sucht das Sekretariat auf, kommt aber nicht mehr hinein und läuft in sein Büro, weil er die Polizei anrufen will. Hier erreicht ihn aber zuvor ein Anruf aus dem Sekretariat mit der Meldung, dass irgendetwas nicht stimme. Der Hausmeister sagt, dass er nicht nachschauen werde, denn es werde geschossen.
Hier hat der Hausmeister die Schüsse nun realisiert. Wir wissen nicht, warum dies der Fall ist. Möglicherweise hat er, ohne die (abgeschaltete) Akustik des Feueralarms und selbst hochkonzentriert, weitere Schüsse wahrgenommen.

Und der Täter? Der hat sein zweites Magazin in der Pistole, von denen er vier Patronen abgeschossen hatte. Diese vier Patronen stammen von dem tschechischen Hersteller S&B.
Dies erstaunt insofern, dass er von dem vorherigen Magazin, welches er vorzeitig gewechselt haben muss, keine Patrone des uns nicht bekannten Munitionstypus in der Kammer der Pistole und somit im Lauf gehabt haben kann.
Wäre dieses erste Magazin aufgefüllt gewesen, hätte der erste Schuss auf die Lehrerin im Flur eine Patrone des unbekannten Patronentyps sein müssen. Das Auffüllen mit S&B-Munition ist ebenfalls unmöglich, weil diese als erste hätten verschossen werden müssen und somit in Raum 305 aufzufinden gewesen wäre. Dies soll aber nicht der Fall gewesen sein.
Da also das erste Magazin offenbar nur mit 10 Patronen gefüllt gewesen war, haben wir einen Hinweis, dass es sich tatsächlich um jenes Magazin gehandelt haben könnte, welches Jörg Kretschmer mit den von ihm erklärten 10 Patronen geladen hatte.

Der Täter hat das zweite Magazin in der Pistole. Nach den abgegebenen vier Schüssen dürfte es noch 11 Patronen beinhaltet haben.
Nachdem sich dieser Täter im Bereich des Atriums aufgehalten hat, geht er zum anderen Ende des Flurs…

„In Zimmer 301 haben 26 Schülerinnen und Schüler der Klasse 10d Mathematik. Ein Junge hört Knallgeräusche auf dem Flur. Es könnten Handwerker sein, denkt er zuerst. Der zweite Gedanken erschrickt ihn so, dass er ihn laut ins Klassenzimmer ruft: „Da läuft einer Amok!“ Während die anderen noch lachen, geht die Tür auf. Tim feuert mit ausgestrecktem Arm in die Klasse. Drei Mädchen und einen Jungen trifft er tödlich, eine Schülerin verletzt er so schwer, dass sie später auf dem Weg zur Klinik verstirbt. Ein Junge wird leicht verletzt. Ein Geschoss streift seine Nasenspitze und den rechten Wangenknochen. Ein anderer Schüler, der gebannt in Richtung Tür schaut, hat den Eindruck, dass der Schütze einen Plan umsetzt. Er agiert eiskalt und schießt wie eine Maschine.“

Das sollte nun 9.35/9.36 Uhr gewesen sein. Zumindest sollte man es nach diesen Ereignissen annehmen. Aber:

„Nach der ersten Salve geht Tim aus dem Raum und schließt die Tür. Er muss nachladen. Zwei Magazine hat er dabei, sie fassen jeweils 15 Patronen. Während er draußen mit schnellen, routinierten Handgriffen Munition nachsteckt, tippt drinnen eine Schülerin 110 ins Handy. Ein Gespräch kommt nicht zustande. Der Eingang des Notrufs wird um 9:34:54 Uhr registriert.“

Diese Zeitangabe überrascht, weil wir diesen Angaben zufolge ein äußerst schmales Zeitfenster vor uns sehen.
Innerhalb dieser Minute 34 soll demnach der Feueralarm durch einen Schuss Richtung der Lehrerin im Flur aktiviert worden und unmittelbar darauf die beiden Schüsse durch das Atrium abgefeuert worden sein. In dieser Minute 34 muss nach dieser Darstellung der Täter ebenfalls unmittelbar darauf zum Raum 301 geeilt sein, um immer noch innerhalb dieser Minute 34 mindestens 9 bzw. maximal 11 Schüsse auf die Schüler der Klasse 10d abzugeben. Erst danach kann eine nervenstarke, weil weniger geschockte Schülerin ihr Mobiltelefon herausgeholt und den Notruf gewählt haben. Und dies immer noch innerhalb dieser Minute 34.
Das überrascht tatsächlich. In nur 54 Sekunden soll sich das alles abgespielt haben.

Das Resultat dieses Mordanschlags:
Das eine Mädchen, in ihrem Stuhl sitzend, wurde von drei Kugeln in den Nacken, in den Rücken und am rechten Schulterblatt getötet.
Ihre Banknachbarin wurde durch Schüsse in den Kopf und in die linke Schulter ermordet.
Eine dritte Schülerin, noch auf einem Stuhl sitzend und einen Stift haltend, wurde mit drei Schüssen getötet, von denen einer in ihren Kopf eindrang.
Der Schüler, welcher sich ebenfalls noch auf seinem Stuhl befand, soll gleich von vier Schüssen getroffen worden sein, zwei ins rechte Schulterblatt, zwei (!) in den Hinterkopf!
Und schlussendlich soll auch noch eine Schülerin so schwer verletzt worden sein, dass sie später auf dem Weg ins Krankenhaus verstarb. Bei ihr wird von einem Schuss in den Rücken berichtet.

Leider gibt es hier ein Problem. Sollten die oben dargestellten Schüler tatsächlich auf diese Weise dem Mordanschlag beim ersten Besuch des Täters zum Opfer gefallen sein, müssten demnach laut der Erzählung von Schattauer mindestens 13 Schüsse abgefeuert worden sein. Und dies auch nur, wenn sich der Täter abermals nicht einen einzigen Fehlschuss erlaubt hätte!
Allerdings kann der Täter nach den vorherigen Ereignissen nur noch 11 Schuss in Magazin und Pistolenlauf gehabt haben.
Es stimmt also etwas nicht.
Entweder wird hier also Falsches berichtet oder der Täter hat bei seinem zweiten Auftritt in der Klasse nochmals auf diese Schüler geschossen, vielleicht, weil sie noch nicht gestorben waren.
Von dieser Situation gibt es allerdings keinen einzigen Bericht oder Hinweis.

„Nach etwa einer halben Minute macht der Täter erneut die Tür auf. Ein Schüler telefoniert gerade mit der Polizei. Der Beamte hört im Hintergrund sechs Schüsse, die kurz hintereinander fallen. Einer trifft ein Mädchen. Die 16-jährige bricht zusammen. Mit letzter Kraft bedeutet sie ihren Klassenkameraden: Ich habe Durst! Sie nimmt einen Schluck aus der Trinkflasche einer Mitschülerin. Dann stirbt sie. 9:35:37 Uhr setzt der Lehrer der 10d einen Notruf ab. Er schreit ins Telefon, der Täter habe soeben zum zweiten Mal den Raum verlassen.“

Auch dieser Abschnitt bietet Überraschungen.
Der Beamte, der sechs Schüsse über das Telefon gehört haben will, mag sich geirrt haben. Vielleicht aber hatte er auch nur einen Teil gehört, weil die Leitung unterbrochen wurde. Es müssen nämlich 13 bis 15 Schüsse gefallen sein.
Dies ergibt sich aus der Gesamtzahl der in Raum 301 abgegebenen Schüsse, die laut Schattauers Polizeiangaben 24 betragen haben muss. Diese Zahl wird zwar nicht genannt, dafür aber alle anderen, so dass eben diese 24 für Raum 301 übrig bleiben.

Von diesen 24 benutzten Patronen sollen laut Schattauer 15 Stück der tschechischen Marke S&B gewesen sein. Möglicherweise insgesamt die 11 Patronen aus dem Magazin des ersten Auftritts und 4 Patronen aus dem Magazin des zweiten Auftritts, plus 9 Patronen des nicht genannten Herstellers.
Den Angaben der Polizei folgend, dass der Täter nur zwei Magazine zur Verfügung hatte, müsste bei dem zweiten Auftritt in Raum 301 wieder das – nachgeladene – Magazin 1 zum Einsatz gekommen sein. Die Patronenmischung selbst, da lose und vermengt transportiert, unterstützt die Annahme, dass dieses Magazin zuvor aufgefüllt worden sein könnte, ob nun nach den Morden in Raum 305 oder nach dem ersten Anschlag in Raum 301.

Da der Lehrer seinen Notruf um 9.35 Uhr und 37 Sekunden abgesetzt haben soll, muss zu diesem Zeitpunkt der Täter die oben genannten Schüsse abgegeben und den Raum wieder verlassen haben, wie auch geschildert wird. Wie lange war der Täter nun ein zweites Mal im Raum gewesen? 10 Sekunden? 12 Sekunden? 15 Sekunden?
Die Zeiten sind derartig eng gehalten, dass sich die Frage aufdrängt, wie viel Zeit der Täter für das Nachladen der Magazine oder auch nur eines Magazins zur Verfügung gehabt haben kann.

Der Täter befindet sich nun wieder draußen auf dem Flur. Nach seinen Mordanschlägen flieht er nicht, zumindest jetzt noch nicht. Man kann vermuten, dass er nun abermals wenigstens ein Magazin wieder Patrone für Patrone nachfüllt.

„Während es im Obergeschoss mehrfach knallt, stehen drei Referendarinnen und eine Lehrerin im Erdgeschoss, im Kopierraum gegenüber dem Lehrerzimmer. Eine weitere Lehrerin kommt hinzu. Sie ist aufgeregt. Fragt, was passiert sei. Es knallt schon wieder. Eine Lehrerin und zwei Referendarinnen beschließen, nach dem Rechten zu sehen. Sie gehen die Treppe hoch ins Obergeschoss. Zwei der Frauen bleiben vor der Tür des Zimmers 305 stehen und lauschen. Die dritte steht daneben, schaut in Richtung Flur. Sie erkennt einen jungen Mann. Er schlendert scheinbar ziellos umher, zwischen den Räumen 301 und 317. In einer leichten Zick-Zack-Bewegung kommt er näher.“

Ein Feueralarm wird hier nicht erwähnt. Auch aus dem Chemie-/Biologieraum schaut niemand vor die Tür – trotz des Feueralarms und trotz der Schüsse gleich nebenan. Zumindest noch nicht.

„Die Referendarin richtet den Blick auf ihre Kolleginnen, die noch immer an der Tür lauschen. Als sie kurz darauf wieder zu dem Mann sieht, steht er mit nach vorn gehaltenen Händen da. Die 28-Jährige kann nicht erkennen, was die Hände halten. Dann hört sie einen lauten Knall und sieht, wie sich im selben Moment um den Mann herum Rauch bildet. Sie schreit: „Rennt!“ Mit großen Sätzen springt sie die Treppe hinunter. Nach wenigen Stufen merkt sie, dass die Kolleginnen ihr nicht folgen. In ihrem Rücken knallt es. Sie spürt am rechten Ohr einen Luftzug. Sie hört etwas Metallisches auf den Boden fallen. Jetzt ist ihr klar, dass der Täter auf sie schießt. Insgesamt zehn Mal feuert Tim auf die Frauen. Die Polizei hört mit. Während dreier Notrufe sind die Schüsse im Hintergrund zu hören. Sie fallen innerhalb von zehn Sekunden – zwischen 9:36:13 und 9:36:23 Uhr.

Zwischen dem zweiten Mordanschlag in Raum 301 und den Schüssen auf die Lehrerin hat der Täter durchaus die Zeit gehabt, ein Magazin wieder nachzufüllen. Allerdings gibt Schattauer in dem Abschnitt über die Munitionstypen an, dass die beiden Frauen mit Patronen des tschechischen Typs „S&B“ ermordet wurden. Und auch die vier wenig später abgegebenen Schüsse sollen „S&B“-Patronen gewesen sein.

Aber genau dies ist unmöglich, wenn der Täter nur zwei Magazine zur Verfügung hatte. Weil es unmöglich ist, aus einem vermengten Haufen zweier Patronentypen dann ein Magazin mit exakt ein und demselben Munitionstyp zu bestücken.
Somit ist entweder die Geschichte mit der lose transportierten Munition falsch – oder der Täter besaß ein drittes Magazin. Welches allerdings verschwand, ob nun real oder aus den Akten.

„Der Lärm ist auch im Chemie- und Biologiesaal 317 zu hören. Der Lehrer geht gerade durch die Reihen und kontrolliert Hausaufgaben. Eine Referendarin bereitet einen Versuch mit Säuren vor. Die Schüler der Klasse 9b können den Krach nicht einordnen. Sie denken, vielleicht repariert der Hausmeister etwas. Ein Junge sagt zu seinem Banknachbarn: „Da schießt doch jemand!“

Der Lehrer geht aus dem Zimmer, läuft ein paar Schritte auf den Flur. Er bemerkt ein Loch in der Atriumsscheibe. Hinter dem zerschossenen Glas nimmt er die Umrisse einer dunkel gekleideten Person wahr, offenbar ein junger Mann. Der Lehrer sieht ihn drei Schüsse abgeben. Rauchwolken steigen auf. Er eilt zurück und ruft den Schülern der Klasse 9b zu, sie sollen in einen Nebenraum flüchten. Die Referendarin soll das Klassenzimmer von innen abschließen.“


Der Lehrer der 9b beobachtet also, wie der Täter schießt. Dieser feuert aber nicht auf den Lehrer, sondern muss demnach auf die beiden oben im Gang verbliebenen Lehrerinnen geschossen haben.
Wo sich das Loch im Glas des Atriums befand, ist nicht klar. Wahrscheinlich irgendwo auf Höhe des Raumes 303 bzw. an der Ecke Richtung der Toiletten. Allerdings ist es nicht schlüssig, wie der Lehrer den Täter hinter der „zerschossenen“ Scheibe gesehen haben will, denn dort kann er nicht gewesen sein. Der Täter muss sich vor dem Raum 304 befunden haben.
Wenn der Lehrer den Täter durch das Atrium beobachtet hat, dann ist dies nur möglich, wenn er eben nicht über den Flur gelaufen, sondern im Bereich des Chemie- und Biologiesaals geblieben ist. Und dann muss das Loch im Glas des Atriums tatsächlich an der Ecke diagonal gegenüber Raum 304 gewesen sein.

Nach der Schilderung bei Schattauer flüchtet unterdessen die entkommende Lehrerin ins Erdgeschoss, läuft am Kopierraum vorbei zum Sekretariat, welches aber verschlossen ist, kehrt ins Lehrerzimmer zurück, versucht dort vergeblich über Festnetz einen Notruf abzusetzen, nimmt ihr Mobiltelefon, läuft in die Küche, wo sie sich versteckt und nun über ihr eigenes Telefon abermals einen Notruf absetzen will. Doch klingelt nun im Lehrerzimmer das Telefon, woraufhin die Referendarin ins Lehrerzimmer geht und das Gespräch annimmt. Es ist die Rektorin, mit der sie spricht. Anschließend schließt sie alle Türen des Lehrerzimmers von innen ab. Danach will sie einen Notruf absetzen, nimmt nun aber weitere Schüsse wahr.

Es ist schwer abzuschätzen, wie viel Zeit zwischen dem letzten Schuss auf die Lehrerinnen im Flur, angeblich 9.36 Uhr und 23 Sekunden, und den erneuten Schüssen verging. Nach dem Tätigkeitsablauf der geflüchteten Referendarin zu urteilen, könnte von wenigstens einer Minute ausgegangen werden.

„Eine halbe Minute später steht der Mörder vor der Tür. Zwei Kugeln schlagen krachend ins Holz, in einer Höhe von 135 und 178 Zentimetern. Ein Geschoss streift eine Schülerin. Das andere trifft die Referendarin.“

Demnach soll der Täter eine halbe Minute später vor dem Raum 317 gestanden sein. 30 Sekunden sind aber definitiv zu kurz für den zuvor dargestellten Tätigkeitsablauf der geflüchteten Referendarin.
Möglicherweise gibt es zu dieser Situation einige unabsichtliche Ungenauigkeiten bei den auf Zeugenaussagen beruhenden Beschreibungen.

Wie oben bereits erwähnt, waren die beiden Geschosse, welche die Tür des Raumes 317 durchschlugen, jene des Munitionstyps „S&B“.
Es besteht außerdem die Möglichkeit, dass vorher der Täter ein Pistolenmagazin wieder aufgefüllt haben könnte.


Während die Klasse 10d über die Feuerleiter aus dem Raum 301 flüchtet und die Referendarin in Raum 317 ihren Verletzungen erliegt, treffen die ersten drei Polizeibeamten des Reviers Winnenden bei der Schule ein.

„Die Winnender Beamten, drei ganz normale Streifenpolizisten im Alter von 28, 41 und 49 Jahren, betreten die Schule. Sie gehen zwei, drei Schritte hinein, stehen nebeneinander, wollen sich gerade formieren. So, wie sie es beim Amoktraining gelernt haben. Zwei schauen nach vorn, der Dritte sichert nach hinten. Sie bemerken den Täter, der eine Etage höher steht, nicht. Er schaut den Treppenaufgang herunter. Streckt die Arme durch. Drückt ab. Der in der Mitte stehende Polizist spürt am Kopf eine Druckwelle und hört hinter sich die Scheibe der Eingangstür zerspringen. Er duckt sich. Schaut nach oben. Für den Bruchteil einer Sekunde sieht er Kopf und Schulter des Schützen. Er ist schätzungsweise 20 Jahre alt, schlank, trägt eine eckige Brille, keine Maske. Tim dreht sich schnell weg und verschwindet aus dem Blickfeld der Beamten. Schnell laufen sie die Stufen hoch.“


Wie schon in Teil 6 der Desinformationskampagnen dargelegt, haben wir einen Bericht vor uns, an welchem die angeheftete Täterbeschreibung durch einen Polizisten etwas künstlich wirkt. Künstlich daher, weil auch in dem gesamten Buch von Schattauer nicht die geringsten Zweifel an der alleinigen Täterschaft des Tim Kretschmer aufgeworfen werden, sondern dies als Tatsache feststeht. Insofern ist eine zu diesem Zeitpunkt späte Beschreibung des Täters, und dies durch einen Polizisten, überflüssig.
Doch war dem Autor und dessen Auftraggebern diese Beschreibung wichtig gewesen, weil sie vor allem einen Punkt transportieren soll: der Täter trug keine Maske. Dies ist zudem erstaunlich, weil diese Frage zuvor nicht einmal aufgeworfen wurde, hier aber unbedingt trotzdem beantwortet werden sollte.
Somit ist unserer Ansicht nach der Umkehrschluss weitaus naheliegender: der Täter war maskiert.


Der Täter, der sich bei der Ankunft der Polizisten, was 9.37 Uhr gewesen sein soll, vor dem Raum 317 befunden hatte, hatte sich somit gleichzeitig an der nahe gelegenen Treppe aufgehalten, die zum Erdgeschoss führte. Der eine auf die Polizisten abgegebene Schuss wurde laut Schattauer ebenfalls dem „S&B“-Munitionstyp zugeordnet.
Mit dem Auftauchen der Polizei entschloss sich dieser Täter nun zur Flucht.

„Auf seiner Flucht kommt der Schütze erneut an der 305 vorbei. Noch immer ist kein Notarzt da. Die Lehrerin hält es nicht aus. Sie will Hilfe holen. Die Schüler schreien, sie solle die Tür zu lassen. Sie schließt die Tür auf und schaut vorsichtig den Gang entlang in Richtung Treppe. In diesem Moment läuft Tim vorbei und schießt. Das Geschoß streift ihren rechten Arm, durchschlägt das Türblatt und verletzt eine Schülerin. Erschrocken zieht die Lehrerin die Tür zu und dreht den Schlüssel um.“

Der Täter verschwindet hier nun zum Hinterausgang. Im Lauf seiner Pistole hat er noch eine einzige Patrone. Abermals muss er das Magazin wechseln. Für den Park.
Als Uhrzeit kann hier 9.38 Uhr angenommen werden.

Und die Polizisten?

„Die Polizisten hören den Schuss, während sie die Treppe hinauf rennen. Auf dem Flur, vor zwei reglos daliegenden Frauen, stoppen sie. „Zwei Personen vermutlich tot“, funkt einer nach draußen. Das Gebäude ist verwinkelt. Flur und Treppenaufgänge sind leer. Die Beamten haben den Kontakt zum Täter verloren. Sie wissen nicht, wohin er geflüchtet ist und ob er sich möglicherweise in einem Zimmer versteckt hält. Langsam entfernen sie sich von den beiden ermordeten Frauen und pirschen sich an eine Tür heran. Sie ist abgeschlossen. Auch die anderen Türen, an denen sie rütteln, lassen sich nicht öffnen. Plötzlich eine Stimme im Funkgerät. Ein Polizeibeamter gibt durch, dass außerhalb der Schule Schüsse zu hören waren. Der Täter müsse das Haus verlassen haben.“

Die Beamten, das wird klar, waren so schnell doch nicht, denn sie befanden sich immer noch auf der Treppe, als sie den Schuss aus dem hinteren Teil des Geschosses hörten. Deren Vorsicht, die allerdings kaschiert werden sollte, halten wir aber für absolut verständlich.
Unverständlich wird es anschließend.

Der Täter ist verschwunden. Zwei Möglichkeiten kommen grob in Betracht: entweder versteckt er sich in einem Raum/auf der Toilette im Obergeschoss oder er benutzt den Hinterausgang zur Flucht.
Der Schuss sollte den Polizisten allerdings eine ungefähre Richtung und auch Entfernung angezeigt haben, dennoch prüft keiner der Polizisten den Fluchtweg durch die Hintertür, als wäre diese Möglichkeit nicht in Betracht gekommen.
Wir wissen nicht, was es ist: Dummheit oder Inkompetenz. Fahrlässigkeit ist es aber ganz sicher.
Stattdessen sollen die drei Polizisten sich angeblich an die Türen herangepirscht und an den Türklinken gerüttelt haben. Offenbar, ohne sich zu erkennen zu geben, offenbar ohne hörbare Reaktion von innerhalb einer der Räume. Alle Türen, an denen sie rüttelten, sollen abgeschlossen gewesen sein.
Somit stellt sich die Frage, warum sie nicht beim Raum 301 gewesen waren, denn diese Tür war nicht abgeschlossen. Und es stellt sich die Frage, ob diese Polizisten nicht die Schussspuren an den Türen der Räume 305 und 317 bemerkt hatten.

Diese drei Polizisten im Obergeschoss bewirken nichts, sie machen auch nichts. Der Täter wird nicht verfolgt, die Schüler in den Klassenräumen nicht aus ihrer Notlage befreit. Die Polizisten rütteln also an einigen Türen herum, an anderen wohl nicht, und dies alles erschreckend langsam. Denn plötzlich wird über Funk von Schüssen im Park berichtet, also Minuten später.
Was haben diese drei Polizisten die ganze Zeit gemacht?

9.40 Uhr trifft vor der Schule der erste Krankenwagen ein.

„Zwei Rettungsassistenten springen aus dem Auto, ein junger Mann und eine junge Frau. Sie schauen hoch zur Fensterfront. Sehen Schüler und Lehrer mit entsetzten Gesichtern. Jemand schreit: „Hilfe! Helfen Sie uns! Im Chemiesaal!“ Vor der Schule stehen Polizisten. Ein Hauptkommissar rennt mit den Helfern durch den Haupteingang in die Schule. Sie gehen ein hohes Risiko ein. Niemand weiß, wo sich der Täter gerade befindet.“

Hier liefert uns Schattauer eine – sicherlich unbeabsichtigte – Erklärung.
Die Menschen in Raum 317 machen auf sich aufmerksam, zwar aus den Fenstern heraus, aber doch so, dass sie hätten gehört werden müssen, würde man vor der Tür stehen und an der Klinke rütteln.
Weitaus wesentlicher ist aber hier die Erwähnung von Polizisten vor der Schule, plural, also mindestens zwei. Vielleicht sogar drei?
Denn um 9.40 Uhr waren noch keine weiteren Polizisten eingetroffen, von den obigen drei Beamten abgesehen. Die sollen aber oben an einigen Türklinken gerüttelt haben, mehr kann es ohnehin nicht gewesen sein. Es müssen aber gleichzeitig auch dieselben Polizisten gewesen sein, die sich in dieser Schilderung vor der Schule befanden!
Jetzt haben wir ein enormes Problem mit der Schilderung der Polizei. Wir haben nun aber auch eine Erklärung für den Umstand, dass weder der Täter verfolgt wurde noch die Schüler aus ihrer Notlage befreit wurden: die drei Polizisten haben trotz größter Bedrohung das Obergeschoss wieder verlassen und offenbar die Rettungskräfte und die polizeiliche Verstärkung abgewartet. Vor der Schule!!!
Somit bekommt das „Sie gehen ein hohes Risiko ein“ eine ganz andere Dimension. Nämlich
für die Rettungskräfte.


„Sie hasten die Treppe hinauf ins Obergeschoss, wo es nach abgefeuerten Patronen riecht. Schauen nach links. Stehen vor dem Raum 317, dem Chemie-/Biologiesaal. Der Sanitäter klopft. Niemand antwortet. Er rüttelt am Knauf. Die Tür öffnet sich nicht. Ratlos schauen sich die Helfer an. Dann fällt ihr Blick auf den Gang. Dort liegen zwei Frauen. Der 28 Jahre alte Rettungsassistent und seine sechs Jahre jüngere Kollegin laufen zu ihnen. Beugen sich über die toten Körper. Sie wollen zurück zum Chemiesaal, merken, dass sie in dem verwinkelten Gebäude die Orientierung verloren haben. Sie beginnen zu suchen, und als sie den Raum finden, öffnet jemand von innen.“

Was zuvor die grandiosen Polizisten nicht geschafft haben, gelingt hier den beiden Rettungsassistenten: eine Kontaktaufnahme mit Opfern.
Wir wissen nicht, ob diese beiden Helfer tatsächlich unter groben Orientierungsstörungen auf kleinstem Raum leiden, aber eines wird hier ganz deutlich: der Hauptkommissar von vorher kann ihnen nicht helfen, ja, er scheint gar nicht mehr da zu sein. Und vor allem: es ist auch sonst niemand vor Ort.
Wir fassen dies als Beleg für unsere zuvor getätigte Kombinationsfähigkeit auf: jene drei Polizisten hatten sich ohne eine besondere Aktivität vom Tatort entfernt, obwohl sie nicht wussten, ob sich der bewaffnete Mörder nicht in einem der Räume versteckt hielt.

Das zweite Rettungsteam erreichte laut Schattauer übrigens um 9.44 Uhr die Schule. Unmittelbar darauf muss auch ein Notarzt eingetroffen sein.
Von der Ankunft der beiden so genannten „Interventionsteams“ , welche nach den damaligen Polizeiangaben um 9.43 Uhr eingetroffen sein sollen, wird nicht berichtet. Sie spielen in der
aktuellen Polizeiversion keine Rolle mehr. Aber auch die genaue Ankunft der übrigen Beamten des Reviers Winnenden wird nicht geschildert.


Fazit


der über Göran Schattauer publizierten aktuellen Polizeiinformationen bezüglich der ersten Phase in der Albertville-Realschule am 11. März 2009:

Das anfangs in Raum 305 der ARS verwendete Magazin des Täters war mit nur 10 Patronen eines uns nicht bekannten Munitionstyps geladen. Dies scheint ein Hinweis darauf zu sein, dass es sich um jenes Magazin gehandelt haben könnte, welches Jörg Kretschmer unweit der Beretta in einem Handschuh versteckt gehalten hatte – versehen mit ungefähr 10 Patronen, laut Herrn Kretschmer. Die Vorgangsweise des Täters und die Art und Weise, wie die Schüler ermordet wurden, lässt eine unbedingte Tötungsabsicht erkennen. Der Täter scheint mehr Wert darauf gelegt zu haben, seine Opfer sicher zu töten als möglichst viele „zu erwischen“. 3. Auch wenn der Täter äußerst heimtückisch mordete (Überraschung, kurze Distanzen, in den Schulklassen von hinten), ist seine Trefferquote bei dem Mordanschlag in der Klasse 9c sowie bei seinem ersten Auftritt in der 10d bemerkenswert: sie liegt bei 100%. Angeblich verursacht durch einen Amateur.4. Der Ablauf der Ereignisse bewegt sich bis zum Eintreffen der Polizei teilweise in einem äußerst knappen Zeitrahmen, an wenigstens einer Stelle sogar in einem zu knappen Zeitrahmen.5. Der Hausmeister reagiert grob fahrlässig, was den Brandalarm betrifft.6. Der Täter muss ein drittes Magazin besessen haben. Entweder ist die Angabe der Polizei, dass der Täter nur zwei Magazine besessen haben soll, falsch, oder die Geschichte mit den lose transportierten Patronen. Warum ist dem so?
7. Nach den Berichten Schattauers und zuvor offiziell der Polizei, sollen in Raum 301 fünf Schüler dem ersten Mordanschlag zum Opfer gefallen sein. Schattauer zählt bei ihnen insgesamt 13 Schusswunden auf, doch kann der Täter zu diesem Zeitpunkt nur 11 Patronen im Magazin und der Pistolenkammer gehabt haben. Es besteht hierbei allerdings die Möglichkeit, dass der Täter bei seinem zweiten Auftritt auf diese Opfer erneut geschossen haben könnte. Vielleicht hatten sie noch Lebenszeichen von sich gegeben. Von einem derartigen Tun des Täters wurde andererseits bislang noch nichts berichtet. Eine Obduktion der Opfer hätte hier Klarheit gegeben, doch wurde diese nicht veranlasstwas äußerst ungewöhnlich ist. 8. Der Schüler Steffen Seiler aus der 9c, welcher um 9.33 Uhr den ersten Notruf absetzte, beschreibt den Täter als „ein Mann“ , während in den darauffolgenden Tagen durch die Medien verbreitet wurde, dass Steffen Seiler den vermeintlichen Täter, Tim Kretschmer, vom selben Wohnort und den Busfahrten zur Schule her kannte. Dann hätte er aber den Täter nicht als „ein Mann“ bezeichnet. Folglich hat er den Täter nicht als Tim Kretschmer erkannt. 9. Schattauer bzw. seine Auftraggeber aus Polizeikreisen deponieren in dem Buch eine zu diesem Zeitpunkt überflüssige Täterbeschreibung durch einen der ersten Polizisten am Tatort, transportieren damit aber vor allem die Botschaft, dass der Täter nicht maskiert gewesen sei, obwohl zuvor nirgends die Frage danach aufgeworfen worden ist. Dies lässt den Schluss zu, dass offenbar das Gegenteil der Fall gewesen war: der Täter war maskiert. 10. Die drei Polizisten, die zuerst an der ARS eintrafen, sollen dem Täter schnell nachgesetzt haben, letztlich aber doch nicht, woraufhin sie den Kontakt zu ihm verloren. Sie vermochten trotz der Abgabe eines Schusses des fliehenden Täters nicht annähernd seine Position zu lokalisieren. Weitaus schwerer wiegt allerdings die Tatsache, dass sie weder den Hinterausgang kontrollierten und den Täter verfolgten noch die Schulklassen in dem Obergeschoss, in welchem sie sich befanden, aus ihrer Notlage befreiten. Angeblich sollen sie an einigen Türklinken gerüttelt haben, aber sogar dies erfolglos. 11. Diese drei Polizisten – mindestens zwei, wobei der Verbleib des dritten Polizisten ungeklärt wäre – befanden sich aber um 9.40 Uhr vor dem Schulgebäude, wo sie offensichtlich auf die Ankunft der Rettungskräfte und Verstärkungen warteten. Somit haben sie nicht nur nichts unternommen, sondern sie haben den Tatort in einer unglaublich fahrlässigen Weise verlassen und die Schulklassen im Obergeschoss einer tödlichen Gefahr ausgesetzt. Denn angeblich habe man ja nicht gewusst, wo sich der Täter zu diesem Zeitpunkt befand – möglicherweise noch im Obergeschoss. Bezüglich der Punkte 10 und 11 soll hier die Frage erlaubt sein, ob diese drei Polizeibeamten, die später trotz ihres Versagens als „Helden“ medial präsentiert wurden, tatsächlich aus Furcht, Feigheit und aus Eigeninitiative extrem inkompetent und unglaublich grob fahrlässig gehandelt haben. Dass sie ein Verhalten an den Tag gelegt haben, welches dringend eine Untersuchung des Vorfalls und ein Verfahren gegen diese drei Beamten nach sich ziehen muss.

Wir wissen es nicht, können es aber nicht glauben. Diese drei Beamten hätten keine Helden sein müssen. Möglicherweise wäre ihnen der Täter ohnehin erst einmal erwischt, zumindest bis zum Park. Aber dass es ihnen nicht gelungen sein soll, die Schulklassen aus ihrer Notlage zu befreien und mit den einzelnen Klassen im Obergeschoss Kontakt aufzunehmen, ist schlichtweg nicht tragbar und auch nicht glaubhaft. Ja, sie haben diesen Tatort trotz größter Gefährdung der Schulklassen nicht einmal gesichert, bis die Verstärkung kam, sie haben den Bereich verlassen und sich vor die Schule begeben.
Die Motivation für ein derartig grobes und schlimmes, aber auch vollkommen überflüssiges Fehlverhalten ist allerdings nicht nachzuvollziehen. Deswegen nehmen wir nicht an, dass dies aus Eigeninitiative der Beamten geschah. Wir vermuten daher, dass es – wahrscheinlich über Funk – eine Anweisung gegeben haben muss. Womit in diesem Fall auch die Nichtverfolgung des Täters in einem ganz anderen Licht erscheint… Weiter zu: Teil 6.2 - Desinformationskampagne IIb

Zuletzt geändert: 28/08/2022 14:45